Unfallwahrscheinlichkeit versus Verkehrsstärke

  • Reduktion von 8000Kfz/24h auf 6000Kfz/24h reduziert Unfalldichte nur um 10%
  • Unsichere Straße würde durch weniger Verkehr nicht sicherer – Alternativen wirkungsvoller
  • Geschwindigkeitsreduktion auf Tempo 30 bringt mehr, als Verkehrsreduktion um 25%

Die Unfallwahrscheinlichkeit in Bezug auf die Verkehrsstärke wurde in verschiedenen Publikationen hinreichend untersucht.
Normalerweise würde man annehmen, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen Verkehrsstärke und Unfallhäufigkeit gibt. Es wurde jedoch gezeigt, dass dem nicht so ist. Die Ursachen dafür sind nicht eindeutig geklärt, es wird jedoch angenommen, dass der geschwindigkeitsmindernde Einfluss steigender Verkehrsstärke mitverantwortlich sei [siehe Dissertation Dr.-Ing. Hagen Schüller]. Hieraus ist auch die folgende Darstellung entnommen. Sie zeigt den empirisch ermittelten Zusammenhang zwischen DTV und Unfalldichte. In der Ausschnittsvergrößerung rechts ist erkennbar, dass z.B. eine Reduktion von 8000 Kfz/Tag auf 6000Kfz/Tag, wie es grob im Bebauungsplan abgeschätzt wurde, eine Reduktion der Unfalldichte von lediglich 10% bringt.

Effektiver scheint eine Reduktion der Geschwindigkeit zu sein. Hierzu wiederum das bfu- Sicherheitsdossier Nr.6:
Eine Meta-Analyse von Elvik und Vaa basierend auf 36 Studien ergab, dass pro Stundenkilometer Geschwindigkeitsreduktion die Anzahl der Unfälle um 2 % abnahm [5].

Diese Analyse findet Bestätigung in einer Untersuchung zu 3 Hauptverkehrsstraßen in Schwerin. Hier wurde die Geschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 reduziert, die Anzahl der Unfälle hat sich hierdurch halbiert.

Es kann festgestellt werden, dass eine Geschwindigkeitsreduzierung bedeutend größere Effekte auf die Unfallhäufigkeit, entsprechend auf die Unfallwahrscheinlichkeit (20% Abnahme) hätte, als eine Reduktion der Verkehrsstärke um 25% (10% Abnahme). Gleichzeitig würde die Auswirkung des Unfalles mit Personenschaden drastisch reduziert, von ca. 15% auf 6%.

Diese Annahme ist aber nahezu hypothetischer Natur, da, wie bereits erwähnt, kaum Unfälle mit Personenschaden auf der Johanniterstraße in jüngerer Vergangenheit aktenkundig sind. Das Polizeipräsidium Freiburg bemerkt hierzu, daß sich keine Handlungsmaßnahmen aufdrängten. Dies ist möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass auf dem Schulweg entlang der Johanniterstraße drei Fußgängerampeln verteilt auf 750 m für Sicherheit sorgen.

Fazit

Wenn die Johanniterstraße eine unsichere Straße wäre, würde eine Verringerung der Verkehrsmenge das nur unwesentlich verbessern, sondern lediglich die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls geringfügig verringern. Dies bedeutet, dass Unfälle nicht vermieden, sondern nur die Häufigkeit zeitlich gestreckt wird. Bedeutend größere Effekte hat die bereits erfolgte Reduktion der Geschwindigkeit von Tempo 40 auf Tempo 30.

Wenn aber die Stadt Heitersheim direkt oder indirekt der Ansicht ist, die Johanniterstraße sei eine unsichere Straße, ist sie in der Pflicht, hiergegen Maßnahmen einzuleiten. Wie diese aussehen, ist vom Ergebnis einer RSI abhängig. Es kann jedoch nicht pauschal gesagt werden, dass der Bau einer Umgehungsstraße dieses Problem löst, solange man die Ursachen einer theoretischen Unsicherheit der Straße nicht kennt und diese ausweisen kann.